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Der Geographielehrer
An der Töchterschule und Kantonsschule Hohe Promenade
 

Exkursion mit der Klasse S1 der Höheren Töchterschule Hohe Promenade (Abteilung I)
auf den Hausberg von Zürich, den Uetliberg.

(Bild: Bildarchiv Dürst, Zürich)


 

Auf Ende des Herbstsemesters 1991/1992 trat Herr Arthur Dürst, Hauptlehrer für Geographie, in den Ruhestand. Herr Dürst, geboren am 6. Oktober 1926 (gebürtig von Linthal GL, welchem Kanton heute noch seine grosse Liebe gilt), wuchs auf dem Gonzen oberhalb Sargans auf, besuchte die Kantonsschule in Chur und studierte anschliessend an der Philosophischen Fakultät II der Universität Zürich, wo er 1958 das Diplom als Naturwissenschafter erwarb.

Als Assistent war er 4½ Jahre am Geographischen Institut der Universität Zürich und während 4 Jahren am Kartographischen Institut der ETH tätig. Im Sommer 1956 nahm er als Geograph im Auftrage der Schweizerischen Stiftung für alpine Forschungen an einer Himalaja-Expedition teil.

Seinen Studieninteressen konnte er auch im Militär als Vermessungs- und Wetteroffizier nachgehen, 1970-1983 sogar als Chef des Artillerie-Wetterdienstes.

Seit 1960 Hilfslehrer, wurde er auf Beginn des Schuljahres 1961/62 zum Hauptlehrer für Geographie an der Abteilung I der Töchterschule, der nachmaligen Kantonsschule Hohe Promenade, gewählt.

Neben unermüdlichen Tätigkeit an der angestammten Schule weitete Herr Dürst in den Jahren nach 1966 seine kartographische Tätigkeit aus, realisierte Ausstellungen und vertiefte internationale Kontakte. 1979 begann seine regelmässige Vorlesungstätigkeit an der Universität Zürich, v.a. zur Geschichte der Kartographie und des Geographischen Weltbildes.

Internationale Kongresse und bedeutende Herausgaben von Faksimilierungen festigten seinen internationalen Ruf weiter. Mit Arthur Dürst hat uns ein Kollege mit sehr weitgespannten Interessen und einem tiefen Wissen verlassen, ein Wissenschafter von internationalem Rang, ein väterlicher Lehrer, der für Schülergenerationen das Bild der Hohen Promenade geprägt hat, ein Kollege, der sich immer wieder für den Dienst an der Schule engagierte, sei es als Materialverwalter, sei es als Kopier-Verantwortlicher oder einfach als "Notretter".

Wir danken ihm ganz herzlich für das viele, was er eingebracht hat, und behalten auch seine mahnenden Worte zu Anstand und Zurückhaltung im Gebrauch der natürlichen Ressourcen in Erinnerung und wünschen ihm viel Erfüllung im verdienten Ruhestand, für den er noch grosse wissenschaftliche Pläne hat.


Aus dem Jahresbericht 1991/1992 der Kantonsschule Hohe Promenade Zürich

 

Lehrerschaft der Töchterschule Hohe Promenade aufgenommen vor dem Hauptportal im Jahre 1976
(Bild: Bildarchiv Dürst, Zürich)

 

Besuch des Erziehungsdirektors am 1. April 1976. Bild mit zwei Ehrendamen
(zwei Schülerinnen) und dem sichtlich stolzen Rektor Dr. Sträuli (†) rechts im Bild.
(Bild: Bildarchiv Dürst, Zürich)
 

Ausschnitt aus dem handgeschriebenen Notenheft einer ersten Klasse der Töchterschule 1961/1962.
(Bild: Bildarchiv Dürst, Zürich)
 

Der Stundenplan des Herbstsemesters 1989. Viele heutige Schülerinnen und Schülern werden
mit Schrecken feststellen, dass früher auch Samstag gearbeitet wurde.
(Bild: Bildarchiv Dürst, Zürich)


Seinen Schülern wollte mein Vater immer einen perfekten und interessanten Unterricht bieten. Es war für ihn auch selbstredend, am Vorabend in der Schule noch aufwendige und mehrfarbige Zeichnungen zum Thema Regenwald auf der Wandtafel vorzubereiten. Oftmals holte ich meinen Vater zum Mittagessen von der Schule ab. Nicht nur weil ich mich in der altehrwürdigen Kantonsschule wohl fühlte, nein auch weil die Familie gerne wieder einmal pünktlich und gemeinsam zu Mittag essen wollte. Meist gelang mir dies auch auf diese Art und Weise sicherzustellen. Es brauchte jeweils sehr viel Überwindung für mich diese liebevoll und aussagekräftig gestalteten Kunstwerke mit dem Schwamm wegzuwischen während mein Vater noch Gespräche mit den Schülern führte.

  Zwei von Hand gefertigte Vorlagen wie sie Arthur Dürst für den Unterricht angefertigt hatte.

Zum schon damals aktuellen Thema Ozon und zum Thema menschlicher Knochenbau.

Für eine vergrösserte Darstellung
bitte ins jeweilige Bild klicken.

 

In der heutigen Zeit wird leider nicht mehr so viel mit Kreide und Wandtafel im Unterricht gearbeitet. Viele Lehrkräfte scheuen den Einsatz weil sie das Gefühl haben selbst kein genügendes Zeichentalent zu besitzen. Für diese Berufskollegen meines Vaters möchte ich gerne einen kleinen Trick weitergeben den ich von ihm gelernt habe.

So einfach der Trick auch ist um so eindrücklicher ist die erzielte Reaktion bei der Schülerschaft. Kopieren Sie das von ihnen gewünschte Bild aus einem Buch oder von einer anderweitigen Bildvorlage auf eine Kopierfolie. Legen Sie dann die Folie auf den Hellraumprojektor und projezieren Sie den gewünschten Bildausschnitt auf die Wandtafel so das Sie bequem die Bildumrisse mit der Kreide nachzeichnen können. Schon ist Ihr persönliches Kunstwerk fast zum Greifen nahe.

 


Der Materialverwalter

Nebst seinem eigentlichen Lehramt als Geographielehrer war Arthur Dürst in den Jahren von 1966 bis 1990 auch noch Materialverwalter. In diesem Amt musste der gesamte Einkauf des Schulmaterials, die Zuteilung an die Klassen und der allfällige Wiederverkauf an die Schülerschaft organisiert werden.

Oftmals half in den Ferien die ganze Familie mit, das Schulmaterial für die kommenden neuen Schülerinnen und Schüler bereitzustellen. Ebenso galt es der Schülerschaft eine Möglichkeit zu bieten um günstig Schulmaterial wie z.B. Schreibhefte, Stenohefte, Farb- und Bleistifte, Wasserfarben und vieles mehr erwerben zu können.

Aus diesem Grunde wurde aus dem Sammlungszimmer Nr. 24 der Geographie mit einfachen Mitteln ein Materialmagazin mit Verkaufsmöglichkeit gestaltet. Oftmals durfte ich für meinen Vater diesen Dienst übernehmen. Am 25. Oktober 1990 wurde zum letzten mal von 0800-1100 und 1200-1600 Uhr das Konto für den Verkauf geöffnet.

Die Nachfrage von Seiten Schülerschaft an günstigen Schulmaterialien wurde durch die umliegenden Grossisten oder anderweitig abgedeckt. Die noch vorrätigen Materialien wurden gemeinnützigen Institutionen zu Gute gebracht.
 

Während den Schulferien oder an schulfreien Tagen wurde im Geographiezimmer 2 jeweils das
Schulmaterial für die Klassen zusammengestellt. Hier half jeweils die ganze Familie mit.
Das Bild zeigt das bereitgestellte Material für die neuen Klassen am 17. April 1972.
(Bild: Bildarchiv Dürst, Zürich)

Ausschnitt aus Verkaufsbüchern des Materialverkaufs im Jahre 1966. Ebenfalls auf dem Bild
ein ehemaliger "Verkaufsschlager". Ein Transporteur zum Zeichnen aus gelbem Papier.
(Bild: Bildarchiv Dürst, Zürich)
 

Immer mehr wechselte die Funktion des Materialverwalters zum Betreuer der Kopier- und Vervielfältigungsgeräte an der Schule. Angefangen von den ersten "Schnapsmatrizen" Umdruckapparaten, über die ersten XEROX-Kopierer (noch mit Spezialpapier) bis hin zu den aktuellsten CANON NP-Kopierer.

Die Nähe zum Schulhaus hatte vom Arbeitsweg her gesehen unbestritten nur Vorteile. Aber die Nähe zum Arbeitsort hatte auch viele Benutzer des Schulhauses dazu ermuntert bei nächtlichen oder sonntäglichen Problem bei uns zu läuten, oftmals weil der im Schulhaus wohnhafte Abwart nicht erreichbar war oder clever genug war die Klingel zu ignorieren oder abzuschalten.

So kam es dann auch vor, dass ein verzweifelter Schüler am Samstag Mittag vor der Haustüre stand und die vergessenen Crevetten im Klassenzimmer hohlen wollte. Hilfsbereit und sehr wahrscheinlich auch aus Rücksicht auf die übrige Klasse, der man einen übelriechenden Montagmorgen nicht zumuten wollte, begleitete ich den Schüler zu beschriebenen Objekt.


 

Der Kustos

Innerhalb der Fachschaft Geographie wurde Arthur Dürst im Laufe Zeit das Amt des Kustos (aus dem lateinischen stammend für Wächter oder Kurator) übertragen. Meistens wird für dieses Nebenamt der "Dorfälteste" der Fachschaft auserkoren.

Die Kustodie beinhaltete die Verwaltung, Bewirtschaftung und auch die Herstellung oder Beschaffung von Lehrmitteln, Sammlungsgegenständen, Büchern, visuellen Lehrmitteln aber auch teilweise von Apparaten wie Projektoren. Als technisch Interessierter genau das richtige Nebenamt für meinen Vater.

Oftmals bestellte er den etwas teureren Diaprojektor oder den etwas professionelleren Videorekorder im Hinblick auf eine längere Lebensdauer. Oftmals von Kollegen belächelt wurden Diese, meist ein paar Monate später wenn ihr günstigeres Gerät kaputt ging, später von Arthur Dürst Philosophie überzeugt.

Selbstverständlich liess es sich mein Vater auch nicht nehmen die Dia-Sammlungen mit selbst angefertigten Lichtbildern von seinen zahlreichen Reisen zu ergänzen. Später kamen dann auch neue Technologien dazu und immer mehr aufgezeichnete Sendungen des Schulfernsehens verdrängten die 16mm-Filmvorführungen. Das romantische und gleichmässige Rattern der Projektoren wurde immer mehr durch Video-Abspielgeräte verbannt.

 

Ein Blick in die Diasammlung der Fachschaft Geographie mit dem Kustos Arthur Dürst.
(Bild: Bildarchiv Dürst, Zürich)
 

Auch den neuen Medien gegenüber positiv eingestellt. Der Anfang der von Arthur Dürst
aufgebauten Videosammlung der Fachschaft Geographie. Hier im Bild die bereits verwendeten
VHS-Videobänder. Die ersten Sendungen wurden noch mit dem System U-Matic aufgezeichnet. (Bild: Bildarchiv Dürst, Zürich)
 

Um den Umfang der Diasammlung bildlich darstellen zu können haben wir 1993 alle
Diakästchen zum Fototermin auf der Schulhausterrasse versammelt.
(Bild: Bildarchiv Dürst, Zürich)


 

Der menschliche Lehrer

Arthur Dürst liebte seinen Beruf und investierte sehr viel Zeit um seinen Schülerinnen und Schülern einen interessanten Unterricht vermitteln zu können. Der Mensch stand bei ihm immer im Vordergrund. Diese Einstellung und Offenheit brachte ihm das Vertrauen seiner Schülerinnen und Schüler.

Noch oft kamen nach längst abgeschlossenen Schulzeiten positive Reaktionen seiner ehemaligen Schützlinge.

Fototermin nach einer Schulexkursion im Lötschental.
(Bild: Bildarchiv Dürst, Zürich)


So erstaunt auch folgende Episode nicht aus dem Jahre 1990, als das Monatsmagazin "Bonus 24" junge Zürcherinnen und Zürcher mit der Frage konfrontierte: "Welcher Zürcher Persönlichkeit vertraust Du am meisten ?".

Die damals befragte 17 jährige Schülerin Augusta antwortete darauf wie folgt:

"Der Geographielehrer Arthur Dürst am Gymnasium Hohe Promenade hat mein Vertrauen. Er ist zwar schon alt und wird bald pensioniert, aber die Schüler akzeptieren ihn. Weil er für Umweltschutz predigt, ruft er zwar manchmal bei einigen Schülern eine Abwehrreaktion hervor."

Eine sehr nette und starke Aussage vor allem wenn man sich mit den übrig genannten Personen in einer Reihe gesellen darf. So wurden unter anderem noch genannt: Peach Weber, Ursula Schaeppi, Stephan Eicher und Christian Matthey vom FC Aarau.

 

Aufnahme vor Scheuchzerkarte nach erfolgtem Schulunterricht im Geographie-Zimmer 2.
(Bild: Bildarchiv Dürst, Zürich)
 

  

Anlässlich einer Lehrerweiterbildung organisierte Arthur Dürst eine Exkursion in das Sarganserland und in das Eisenbergwerk Gonzen. Aufnahmen vom 9. Februar 1994 von Frau R. Rössel. (Bild: Bildarchiv Dürst, Zürich)
 

  

Eine kleine Feier im Lehrerzimmer 204 der Kantonsschule Hohe Promenade.
Arthur Dürst mit einem Kollegen, dem Sprachlehrer Herrn Orengo.
(Bild: Bildarchiv Dürst, Zürich)

 

 

Der vielfach interessierte Lehrer

Ein ganz besonderes Merkmal von Arthur Dürst war, dass er sich für sehr viele Themen interessierte. Für ihn stand nicht nur das eigene Fachgebiet im Vordergrund, sein Interesse galt auch den übrigen Wissensgebieten und allgemeinen Lebensfragen.

Schon in früher Jugend war er ein leidenschaftlicher Leser von Büchern. Da das Geld für den Erwerb von solchen Schriften fehlte, war er ein häufiger Gast in Bibliotheken. Hier verschlang er das gedruckte Wissen in sich hinein. Da es noch keine Kopiergeräte gab, schrieb er ganze Textpassagen fein säuberlich ab und zeichnete wichtige Bilder auch gleich mit Farbstiften in seine Skizzenhefte.

Er machte dies so exakt und leidenschaftlich genau, was dieses kleine Beispiel belegen soll. In einer seiner ersten Geographielektionen hielt Arthur Dürst ein erschöpfendes und detailliertes Referat über die skandinavischen Länder. Wie immer mit sehr vielen detailgetreuen Schilderungen und liebevollen, farbigen Zeichnungen an der Wandtafel.

Bis zu diesem Zeitpunkt war er aber selber, aus finanziellen Gründen, noch nie in diesen Ländern. Er widerspiegelte ganz einfach sein angelesenes Wissen. Und dies mit einer solchen Inbrunst und Sicherheit das Jedermann annehmen musste, hier handelt es sich um einen langjährigen Kenner oder gar Bewohner dieses Landes.

Die schönsten Komplimente waren dann jeweils, wenn die unterrichteten Schülerinnen und Schüler viele Jahre später nach ihren dort verbrachten Ferien berichteten, dass es genau so war wie Herr Dürst im Unterricht ihnen erzählt habe.

Wenn die Schulklassen in die Exkursionswochen zogen um dort während einer Woche sich einem regionalen Arbeitsthema zu widmen, hiess es auch für Arthur Dürst sich weiterzubilden. Steht's schätzte und förderte er den Dialog mit den Einheimischen. Sehr viel Wissen und Anregungen sammelte er aus den Gesprächen der Bevölkerung.

Die gesammelten Informationen schrieb er sich auf einen Notizblock auf, um diese Angaben später professionell und grafisch aufzubereiten.
 

Kurznotizen und Jahrestafel über das Postwesen im Lötschental (VS).

Zusammengestellt von Arthur Dürst
anlässlich einer Arbeitswoche im Jahre 1971.
Fertiges Arbeitsblatt
Das Feuerscheit von Kippel / Lötschen

Zusammengestellt und gezeichnet von Arthur Dürst
anlässlich einer Arbeitswoche im Jahre 1971.
Fertiges Arbeitsblatt
Das Schafhüter-Scheit von Blatten / Lötschen

Zusammengestellt und gezeichnet von Arthur Dürst
anlässlich einer Arbeitswoche im Jahre 1971.
Zeichnung
Der Dorfbachofen von Blatten / Weissenried

Gezeichnet von Arthur Dürst
anlässlich einer Arbeitswoche im Jahre 1969.

 

Weiterführende Informationen über die Geschichte der Kantonsschule Hohe Promenade