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Das ehemalige Kunstwerk "Fanfare"
vor dem Kunsthaus am Heimplatz

 
erbaut 1977
Hausname . Abbruch 17.-18. Mai 2010
Quartier(e) Altstadt rechts der Limmat Stadtkreis 1 PLZ 8001
       
Abbildung
Bildtext Die ersten Vorbereitungsarbeiten für die Demontage und den Abtransport sind bereits ersichtlich.
Aufnahme vom 11. Mai 2010.
Bildquelle Bildarchiv Dürst, Zürich
       
Text 17. Mai 2010:
Adieu, «Fanfare» - ein Kunstwerk tritt die Heimreise an


Wenn 30 Tonnen Beton auf drei Beinen nach rund 33 Jahren den Heimplatz vor dem Zürcher Kunsthaus verlassen, erfolgt ein solcher Abschied nicht sang- und klanglos. Die Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch übergab das Kunstwerk «Fanfare» untermalt mit Fanfarenklängen symbolisch ihrem Langenthaler Amtskollegen Thomas Rufener.

Nun wird Robert Müllers 6 Meter hohe Betonplastik in drei Teile zersägt und in der Nacht vom 17. auf den 18. Mai nach Langenthal –ihren ursprünglichen Bestimmungsort – chauffiert. Das Ereignis ist Anlass für ein Podiumsgespräch zum Thema «Kunst abräumen».

In den 1960er-Jahren beauftragte die Berner Kunstkommission den renommierten und international anerkannten Zürcher Plastiker Robert Müller mit dem Entwurf einer Betonplastik für die Schulanlage des Langenthaler Gymnasiums. Doch bereits die Entwürfe führten 1968 zu einem Zerwürfnis, dem sogenannten Langenthaler Kunststreit.

Müllers Skulptur verderbe die Jugend und drohe alles, was uns wert und heilig sei, zu zerstören und in den Dreck zu ziehen, hiess es aus der Bevölkerung. Heute, nahezu 40 Jahre später, spricht Thomas Multerer, Rektor des Gymnasiums Oberaargau, von einem Glücksfall: «Es ist für unsere Schule ein unschätzbarer Gewinn, wenn ein Robert Müller auf unserem Areal steht.»

Nicht minder erfreut zeigt sich auch Stadtpräsidentin Corine Mauch: «Ich bin sehr froh, dass für Robert Müllers ‹Fanfare› eine derart gelungene Lösung gefunden wurde, und sie nun auch ihren ursprünglichen Bestimmungsort künstlerisch prägen kann.» Denn infolge der anstehenden Kunsthauserweiterung und der Sanierung des Heimplatzes musste für die monumentale Skulptur ein neuer Platz gefunden werden.

Der Transport des in drei Teile zersägten 30 Tonnen schweren und 6 Meter hohen Betonkunstwerks erfolgt in der Nacht vom 17. auf den 18. Mai 2010. Teilweise müssen Strassen gesperrt und Busleitungen abmontiert werden, am Dienstagmorgen gegen 10.00 Uhr wird mit der Ankunft in Langenthal gerechnet.

Der Transport und der Neuaufbau auf dem Schulareal kosten insgesamt 160 000 Franken. An diesen Kosten beteiligen sich unter anderem der Berner Lotteriefonds, die eine Langenthaler Stiftung, das Hochbauamt des Kantons Bern sowie die Städte Langenthal und Zürich. Den Zürcher Betrag von 50 000 Franken übernimmt das Tiefbauamt der Stadt Zürich.

Quelle: Medienmitteilung der Stadt Zürich vom 17. Mai 2010

 

       
Abbildung
Bildtext Die Fanfare vor dem Zürcher Kunsthaus wenige Tage vor dem Abtransport.
Aufnahme vom 11. Mai 2010 am Abend.
Bildquelle Bildarchiv Dürst, Zürich
       
Text Darf ein Kunstwerk überhaupt entfernt werden?

Als die Arbeitsgruppe Kunst im öffentlichen Raum (AG KiöR) vor drei Jahren vom Stadtrat den Auftrag erhielt, neue Standorte für die «Fanfare» zu evaluieren, musste sie offen über Fragen diskutieren wie: Darf ein Kunstwerk, das seinen Platz im öffentlichen Raum seit 1977 behauptet hat, überhaupt entfernt werden?

Christoph Doswald, Vorsitzender der AG KiöR, sagt: «Wer abräumt und wegstellt, muss damit rechnen, quasi für den Tod des Werkes verantwortlich gemacht zu werden.» Und er fügt an: «Wir hoffen im Gegenteil, dass eine Verpflanzung dem Werk neues Leben einhauchen kann.» Deshalb zeigt sich Doswald erfreut, dass nach einem dreijährigen Prozess für Robert Müllers Werk eine Lösung gefunden wurde. Denn ursprünglich sollte die «Fanfare» abgeräumt und eingelagert werden.

Der Langenthaler Stadtpräsident Thomas Rufener lobte die unkomplizierte, kantons- und städte-übergreifende Zusammenarbeit und die grosszügige Geste der Stadt Zürich gegenüber dem Kanton Bern, denn die Stadt Zürich schenkt dem Kanton Bern die Skulptur. «Wir danken der Stadt Zürich, dass sie die ‹Fanfare› über all die Jahre beherbergt hat», sagt er, «für die Langenthaler Bevölkerung ist dieses Kunstwerk eine Bereicherung.» Am 30. Juni wird Langenthal sodann die «Fanfare» mit einem offiziellen Fest willkommen heissen.

Quelle: Medienmitteilung der Stadt Zürich vom 17. Mai 2010

 

       
Abbildung
Bildtext Das Kunstwerk vom Kunsthaus-Restaurant in Richtung Zeltweg betrachtet.
Aufnahme vom 11. Mai 2010 abends.
Bildquelle Bildarchiv Dürst, Zürich
       
Text Robert Müller (1920-2003)

Robert Müller war Bildhauer und Eisenplastiker und wurde geboren am 17. Juni 1920 in Zürich. Nach der Handelsschule ist Robert Müller ab 1939 Schüler der Zürcher Bildhauerin Germaine Richier. Anschliessend folgen Aufenthalte in der Westschweiz und Genua. 1949 übersiedelt er nach Paris. Dort erhält er den ersten öffentlichen Auftrag und stellt zum ersten Mal aus. Damit leitet er eine brillante internationale Karriere ein.

Seine Beteiligungen an den Biennalen in Venedig, São Paulo und Paris lösen Ankäufe durch wichtige amerikanische Museen und Sammlungen aus. In den 50er-Jahren erlernt er das Schmiedehandwerk und erschafft die bedeutende Schmiedeeisen-Plastik Ex Voto, die vom Museum of Modern Art, New York, erworben wird. Mit seinen Plastiken begründet er seinen Weltruhm und wird im selben Atemzug wie Chillida, Luginbühl, Tinguely und González genannt.

1964 beauftragt die Berner Kunstkommission Müller eine Plastik für die Schulanlage des Gymnasiums in Langenthal zu entwerfen. Der 1968 vorgestellte Entwurf löst einen wüsten Kunststreit aus. Der Auftrag für die «Fanfare» wird rückgängig gemacht. In den 70er-Jahren beauftragt die Walter-Bechtler-Stiftung den Künstler, das Werk zu vollenden, und schenkt es der Stadt Zürich.

1971 wird Müller mit dem Kunstpreis der Stadt Zürich geehrt. 1975 zwingt ihn eine tiefgreifende existenzielle Krise zu kurzen Aufenthalten in psychiatrischen Kliniken. Nach 1977 beschränkt sich Müller auf Zeichnungen - sein Spätwerk zeugt von einer ästhetischen Gelassenheit. Robert Müller verstarb am 15. Oktober 2003 in Paris.

Quelle: Medienmitteilung der Stadt Zürich vom 17. Mai 2010

 

       
Abbildung
Bildtext Die letzten Teile der Fanfare werden zum Abtransport nach Langenthal vorbereitet.
Aufnahme vom 18. Mai 2010 am Morgen früh.
Bildquelle Bildarchiv Dürst, Zürich
       
Jahr Hausgeschichte
   
   
   
   
   
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